Die Skulpturen von Kim Simonsson
Den lebensgroßen Figuren des finnischen Künstlers scheint ein düsteres Geheimnis innezuwohnen. Sie wirken auf den ersten Blick sanft unschuldig, doch die Details verwirren: spiegelnde Gesichter, eingefrorene Bewegungen, schwarze Augen, surreale Szenerien. Schwäne mit Schlangenköpfen, zweiköpfige Hasen. Woher nimmt Kim Simonsson diese Bilderwelten?
Die in ihrem Aufbau grazilen Skulpturen wirken wie aus Porzellan gemacht, doch ist der Brennvorgang in dieser Größe höchst kompliziert und führt nur selten zu guten Ergebnissen. Simonsson fertigt seine Werke klassisch zuerst als Entwurf in Ton, davon wird eine Guss- bzw. Abdruckform erstellt, in die dann die endgültige Form gepresst wird. Nach dem Brennvorgang wird diese -meist weiß- glasiert. Spuren der Bearbeitung sind nicht ersichtlich, es entstehen reine, glatte Oberflächen. Für eine Figur benötigt Simonsson zwischen zwei und fünf Monaten, wobei er oft an mehreren gleichzeitig arbeitet.
Er bezieht seine Inspiration aus der Popkultur, ist aber als gebürtiger Finne ebenso in der nordischen Mythologie verwurzelt. Aliens aus der Mythenwelt oder Manga trifft Fabelwesen: eine seltsame wie surreale, aber auch sehr sensible Stimmung umgibt die Skulpturen. Eine gewisse Unschuld, vielleicht auch schrecklicher Liebreiz zu nennen, trägt unterschwellige in sich – durch Andersartigkeit und verzauberten Kontext.
Der Künstler aus Helsinki versucht, die Klischees der Welt zu verdrehen. »Mich fasziniert Autorität in ihren vielen Erscheinungsformen und in meiner Arbeit möchte ich die allgemeinen Ansichten dadurch umdrehen, dass ich die Schwachen stark mache«, bezeichnet Simonsson seine Grundidee. Und so werden die Kindergestalten und Tierwesen zu stille souveränen Herrschern über unsere Fantasiewelt, die mehr auslösen, als wir wirklich sehen. Seine letzten Arbeiten, die »Moss People«, entstammen direkt der nordischen Sagenwelt. Es handelt sich um Elfen und Geister, die in moosigen Gegenden leben, sich bei Menschen Dinge borgen oder gar Kinderseelen entwenden. Weich und apart sind die Skulpuren außen, unbarmherzig und hart in ihrem Inneren.
Die Kunstwerke von Kim Simonsson waren schon auf der ganzen Welt in Einzel- wie Gruppenausstellungen zu sehen und werden bereits von ca. 20 Museen gesammelt. Seine »Moss People«, waren gerade in New York zu sehen. Hoffentlich finden die grünen Elfen und Geister aus der nordischen Sagenwelt bald ihren Weg nach Deutschland.