Was soll man nur über jemand sagen, der immer alles anders macht, wenn er etwas gemacht hat? Dass er alles anders macht? Genau so ist es bei Bugge Wesseltoft. Kontinuität, diese oft falsche Beharrlichkeit auf einen Stil ist nicht sein Ding. Und das ist gut so. Bugge ist ein Springteufel, der zwischen den Genres rastlos umherhüpft, Inspirationen sammelt, sie nach seinen Vorstellungen zusammenbaut und damit etwas Neues schafft. Das ist sein Stil. Und das bringt uns eine Menge interessante Musik!
Der Anfang
»Ich liebe Jazz! Ich wuchs mit den Jazzplatten meines Vaters auf und versuche seit meinem achten Lebensjahr, diese Musik zu spielen« erzählt Wesseltoft im Interview. Und doch spielte er zuerst einmal in einer Punkband…
Anfang der 90er dann von der nordischen Jazzelite geschult, machte Bugge eine beeindruckende musikalische Wanderung, die ihn zu einem der weltweit einflussreichsten Pianisten gemacht hat. Vom klassischen Jazz, Rock und Pop, melodiösen Balladen und atonalen Experimenten hat er alles gemacht. Er hat seine Vorstellung von modernem Jazz in den drei Alben der »New Conception of Jazz« vorgestellt, Bach interpretiert, World Musik gespielt, ein Label gegründet und wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet.
Doch Bugge forscht und experimentiert weiter. Jazz ist für ihn Improvisation. Nicht die ewig langen Soli, wo kaum ein normaler Zuhörer noch mitkommt. Schnell und meisterlich gespielt bedeutet nicht unbedingt gute Musik. Immer dasselbe zu spielen bedeutet ihm persönlich nichts.
Das neue Trio
Bugge Wesseltoft hat mit seinen Mitstreitern Henrik Schwarz und Dan Berglunds eine neue Form des Trios gefunden. Die Stelle des Schlagzeugers nimmt Schwarz ein, der den Computer als Instrument benutzt, Klänge, Licks, Loops und Geräusche der anderen Musiker aufnimmt, verfremdet, beschleunigt und direkt wieder live auswirft.
»Diese Musiker [Bugge und Dan] — die besten in der Welt! — zu sehen, wie sie damit kämpfen diese modifizierten Licks zu spielen, das ist fantastisch … und plötzlich, … da haben sie’s. Wie eine Explosion von Energie!« charakterisiert Henrik Schwarz das Ergebnis dieses Zusammenspiels.
Die Musiker mit den »echten« Instrumenten antworten, nehmen das Thema auf, entwickeln es weiter. Es ensteht ein Dialog unter den dreien. Überflüssiges wird weggelassen. Vielleicht könnte man diese Musik als reziproken Minimalismus bezeichnen. Nein, lieber nicht – nur ein Spaß. Um den geht es nämlich auch. Und den Spass, miteinander Musik zu machen, strahlen die drei richtiggehend aus.
Das Wort »Trialogue« kennzeichnet also das Wesen der Musik, ist mehr als ein CD-Titel. Das neue Album von Bugge Wesseltoft, Henrik Schwarz und Dan Berglunds ist ein intimes musikalisches Gespräch der Musiker.
Unbedingt hörbar, auch für Nicht-Jazzer. Digital spielt mit Analog, Mensch mit Computer. Musiker mit Mensch. Reduziert auf den Dialog, konzentriert auf die Musik. Noch besser als die CD anzuhören, ist es allerdings, diesen Prozess live mitzuerleben.