Meine Arbeit mit Josua Reichert
Im Mai 1991 lernten Josua Reichert und ich uns kennen und fanden sofort Gefallen aneinander. Für mich war seine Welt etwas Neues. Bis dahin hatte ich mich nicht sehr intensiv mit Druckgrafik in der Kunst beschäftigt, galt mir dieses Genre doch als etwas überholt. (Ich täuschte mich, denn deren Relevanz ist heute größer als jemals zuvor.) Aber mit Typografie – damit holte er mich ab. Denn die Faszination Schrift zog mich schon lange an.
Der Sator
So begann unsere jahrelange, sogar jahrzehntelange Zusammenarbeit, in deren Verlauf ich viel von einem der besten Typografen der Welt lernen konnte, aber auch viel zu seinen Werken beisteuern durfte. Meine künstlerische wie kommerzielle Arbeit beeinflusste Josua als Mensch, als Denker, und natürlich als sorgfältig arbeitenden Künstler. Was für ein Glück, diese Zeit mit ihm verbringen zu dürfen.
Der Karlsruher Fußboden
Ein großes Projekt war die Arbeit am Karlsruher Fußboden. Dafür setzte ich seine Vorgaben und Zeichnungen in die Typos um. Ein Typo war für ihn ein typografisches Bild, nicht der englische Begriff des Tippfehlers.
Hier ging es um genaue Details, um die perfekte Anordnung von Buchstaben und Formen. Um deren perfekte Ausrichtung in Formen, um die absolut passenden Abstände zwischen den Buchstaben. Der „Sator“, ein in Pompeji gefundenes Sgraffito bewegte ihn schon lange und mich nun auch. Die entstandenen „Satore“ begleiteten uns noch in vielen Veröffentlichungen.
Kunst am Bau
Auch im Entwurf für die KAB Bamberg (Wettbewerbsbeitrag, nicht umgesetzt). Ich brachte den Druck auf Glasplatten ins Spiel, völlig nichtsahnend, wie schwer Glas in Wirklichkeit ist. Aber damit hätten wir den Sator auch als Palimpsest verewigt. Der Boden war jedoch nicht auf Schwerlast ausgelegt und hätte die Tonnen von Glas nicht getragen. Der konservative Entwurf auf der Wand war zu schwach und wurde nicht ausgewählt.
Das Schöpfungsalphabet
Ein besonderes Projekt war auch das Schöpfungsalphabet aus dem Buch Sohar. Wir verwendeten dafür die von mir digitalisierte Schrift Haim. Diese war damals in Deutschland nicht erhältlich. Ich führte den Satz der Buchstaben in der mir unbekannten Sprache aus, mit ein paar Tricks auch von Rechts nach Links. Alle Vorlagen, Druckstöcke und Druckplatten nahm Josua dann für das „Hot Printing“. Die letztliche Gestaltung entsteht dabei erst beim Drucken. Farbe wurde erst in der Druckerei ausgewählt, die Druckmaschine aktiv als Instrument der Gestaltung eingesetzt.
Aschaffenburg
König Ludwig I. von Bayern hat während seiner Regentschaft angefangen, Korkmodelle von vielen damals erhaltenen antiken römischen Bauten zu sammeln. Für die Beschilderung des Museums hatte Josua die Idee, die Modelle mit den großformatigen Stichen von Piranesi zusammenzubringen, die fast aus der gleichen Zeit stammten. Fotos gab es ja noch keine. Neben dem Entwurf der gesamten Beschilderung, war ich mit der Umsetzung betraut. Alle verwendeten Piranesi Stiche wurden technisch perfekt aufbereitet und schließlich in einer großartigen Kunstsiebdruckerei gedruckt.
Verzeichnis der Arbeiten
Bisher nur ein Auszug. Wir arbeiten daran und werden die Werke weiter ergänzen.
Handy
Umschlaggestaltung
Schulze, Ing, Berlin-Verlag, 2007
Eia Pompeia
2006
Gedichte II
2005
Für Greve von seinem Josua
2004
Einmal für immer. Gedichte
Kemp, Friedhelm
mit vierzehn Typographien von Josua Reichert
2004
Orient und Okzident
2004
Der Druckereiwagen
Leipzig : Faber und Faber, 2003, Einmalige, limitierte Aufl.
Gedichte
2003
Josua Reichert & sein Freund HAP Grieshaber
2003
Der Typograph. Heft Aleph
1994
Ein Bericht. (Der Drucker in Venedig).
1994
Kopf & Hand – Dank an Rafael Frank.
Hrsg.v. Pädagogisch-Kulturelles Centrum, Ehemalige Synagoge Freudental
1994
Ach Yorick!
Verl. der Galerie im Unteren Tor, 1993
Freilich ein Handwerker, kein Derwisch
der affe, ein seltsamer buchdrucker und ein eremit.
Verlag der Galerie im Unteren Tor, 1991