Damit eine Strategie im Web greift müssen Web-Inhalte nicht nur nützlich sein, sondern auch nutzbar. Das klingt einfach, trifft aber in der Praxis oft nicht zu. Die Bedienung von Internetseiten ist ein äußerst kritischer Aspekt für den Erfolg des ganzen Angebots. Es gibt einen eigenen Fachbereich, der sich nur damit befasst. Der Usability-Guru Jacob Nielsen (der im Übrigen nichts mit dem Marktfoschungsunternehmen zu tun hat!) gibt durch die Auswertung vieler Studien die Marschrichtung vor.
Geschmäcklerische Ansichten kommen in Nielsens Welt nicht vor. Für ihn ist Webdesign „eine Frage der Wissenschaft“! In seinen Studien hat er herausgefunden, dass „die Erfahrungen der Benutzer vor allem eines sind: eine Praxis des Scheiterns und des Misserfolgs.”
Aus seiner jahrelangen Erfahrung hat er die 10 schlimmsten Fehler von Webseiten extrahiert:
Lesen Sie hier den Original-Artikel dieser Zusammenfassung auf Englisch: www.useit.com/alertbox/9605.html
1. Schlechte Suchfunktion
Wer hat schon Lust, die Navigation eines Internetauftritts nach dem richtigen Stichwort zu durchforsten? Schneller ist es, man benutzt die Suche! – Gut, wenn die Suchfunktion ausgefuchst ist und auch Eingabefehler verzeiht. Moderne Suchmaschinen für die eigene Website, z.B. Solr beherrschen das.
2. PDF zum Bildschirmlesen
Auch wenn PDFs auf den ersten Blick schick aussehen: Sie sind nicht dafür gedacht Inhalte online zu verteilen, gerade weil sie schlecht zu navigieren sind. Heben Sie sich dieses Dateiformat für die Distribution großer Dokumente auf, die evtl. ausgedruckt werden können und sollen.
3. Die unveränderte Farbe von besuchten Links
Der Besucher sollte sein Denken auf die relevanten Dinge konzentrieren können. Die Farbe von besuchten Links zu verändern hilft ihm dabei, sich zu orientieren.
4. Schlechter Textüberblick
Klarer Aufbau und guter Überblick helfen den Inhalt zu erkennen. Nichts ist schlimmer als „Bleiwüsten“. Inhalte für das Web zu schreiben ist definitiv anders als für Broschüren und Werbung zu texten. Kurze Absätze und einfacher, prägnanter Stil ohne Werberei werden bevorzugt.
5. Fest eingestellte Schriftgrößen
Lassen sie den Besucher entscheiden, wie groß er lesen möchte! Dies hat nicht nur mit Brillenträgern zu tun, sondern auch mit Bildschirmgröße und -abstand, sowie der Auflösung (Retina-Display!).
6. Nichtssagende Seitentitel
Der Seitentitel ist für viele Suchmaschinen der wichtigste Faktor. Sie helfen neuen Besuchern über Suchmaschinen die Seiten überhaupt erst zu finden. Auch den wiederkehrenden oder aktuellen Besuchern helfen gute Seitentitel die richtigen Seiten anzupeilen.
7. Alles, was nach Werbung aussieht
Nicht nur dass es die sog. Banner-Blindness (http://www.useit.com/alertbox/banner-blindness.html) gibt. Die Besucher von Webseiten vermeiden möglichst alles, was nach Werbung aussieht. Vermeiden Sie also Designs, die zu stark nach Werbung aussehen und geben Sie Ihren Besuchern den nötigen Raum, um sich auf das Wesentliche, nämlich den Inhalt, zu konzentrieren.
8. Ignorieren von Gestaltungsregeln
„Ihre Besucher bewegen sich die meiste Zeit auf anderen Internetseiten“, so Jakob Nielsens „Law of Web User Experience“. Ignorieren Sie daher nicht die allgemeinen Gestaltungsregeln von Webseiten. Und bleiben Sie konsistent: Wenn sich Bedienungssmuster ähneln, wird Konsistenz zu einem der stärksten Prinzipien Ihrer Website
9. Neue Fenster öffnen
Auch wenn Programmierer denken, dass ein neues Fenster die Besucher auf der eigenen Webseite hält, so wird dadurch aber der „Zurück“-Button des Browsers praktisch deaktiviert – der „Surf“ ist vorbei. Abgesehen davon wirkt es nicht besonders freundlich, wenn Sie den Rechner des Besuchers übernehmen. Wenn er ein neues Fenster öffnen will, tut er es selbst!
10. Fragen Ihrer Besucher unbeantwortet lassen
Nielsens Studien zeigen, dass Internetnutzer vor allem zielmotiviert sind. Sie wollen auf Ihrer Reise durchs Web etwas erreichen. Vielleicht sogar ihr Produkt kaufen. Der größte Fehler ist es demnach, wenn man Informationen vorenthält oder versteckt. Das betrifft z.B. auch die Preise von B2C Produkten!
Warum passieren solche Fehler im Webdesign?
- Seitenbetreiber, -programmierer und -gestalter gehen laut Nielsen zu oft von sich selbst und ihren Vorlieben aus.
- Der Aufwand, die Usability zu verbessern wird oft überschätzt. Es gibt ganz einfache Vorgehensweisen, die stark zur Verbesserung eines Internetauftritts beitragen können. Einfache Beobachtung echter Nutzer ist der Anfang, Guerilla-Testing geht einen Schritt weiter.
- Das Eine, was man sich immer vergegenwärtigen muss ist: Eine Website ist einfach niemals fertig!
In diesem Sinne lohnt sich ein Blick auf Nielsens Re-Design Prioritäten: Mehr Kontakt zu den Besuchern aufbauen, informative Produktseiten schaffen und Fotografie von hoher Qualität verwenden gehören zu den Topgründen an ein Re-Design zu gehen (wobei Design hier nicht unbedingt „Gestaltung“ heißen muss! Design auf leo)